. . . gibt's hier Glück?
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Nun, alle Voraussetzungen sind gegeben:
hier lebt es sich gut, Du bist schnell in Frankreich, das Klima
ist netter als im Norden. Das erste Studium hast Du zwar vergeigt,
das zweite mit Erfolg beendet, Du hast jetzt einen Beruf und
Arbeit, bist geachtet; aber auch ein Diplom garantiert kein Glück.
Das kannst Du nicht kaufen und auch nicht heiraten: einmal nicht,
ein zweites und auch ein drittes Mal nicht! Du kannst ein Haus
bauen, es wieder verkaufen, kannst wandern, auf Berge steigen,
ins Theater gehen oder in Konzerte - Hin und wieder wirst Du
einen Zipfel Glück greifen, es einen Moment halten können,
aber nur einen Moment! Was dann? - Aufgeben, weiter suchen oder
aber gründlicher Nachdenken, was es eigentlich ist, was
Du da suchst? Suchst Du für Dich allein oder brauchst Du
auch Andere? Ist es vielleicht der Wunsch nach Haltbarkeit und
Dauer, der Dich weiter suchen lässt?
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Jetzt erst mal: Salút Stuttgart!
Hier wird nun gearbeitet, geliebt, gelebt - zuerst habe ich zwar
noch gesagt "in Stuttgart arbeite ich, in Freiburg lebe
ich" - aber das hat sich nach einiger Zeit gegeben. Stuttgart
hat sich im Verlauf der 37 Jahre, die ich jetzt schon hier bin,
zu seinem Vorteil verändert und ich habe mich an diese Stadt
gewöhnt, will inzwischen auch nicht mehr fort. Hier habe
ich gute Zeiten und schlechte gehabt; aber es stimmt schon: ich
erinnere mich intensiver und farbiger an Feste, Wanderungen und
Reisen, an schöne Erlebnisse, an Menschen, zu denen ich
eine positive Beziehung gehabt habe. Die unguten Erfahrungen
werden im Lauf der Zeit immer blasser, unbedeutender, werden
mehr und mehr ausgeblendet. Mein Gedächtnis wird bei dieser
Selektion sicherlich durch meine Bilder unterstützt: wenn
ich depressiv und 'down' bin, fotografiere ich selber wenig und
lasse mich auch seltener von Anderen fotografieren. Von der psychologischen
Seite her betrachtet - ist das eventuell ein Hinweis auf die
Selbstheilungskräfte der Natur?
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Na gut, wage ich doch mal ein
vorläufiges Fazit: Lebensglück, dauerhaft, das ganze
Leben übergreifend, lässt sich ohnehin erst so quasi
auf dem Totenbett - wenn man dann noch klar genug sein sollte
- konstatieren. Vorher ist jeder gut dran, der immer wieder mal
seine jeweils aktuelle Zwischenrechnung aufmachen und feststellen
kann: jetzt geht es mir grad gut, ich bin zufrieden, vielleicht
sogar glücklich! Solche Ad hoc-Bilanzen sollte man gut im
Gedächtnis aufbewahren und sich immer dann bewusst machen,
wenn es grad nicht gut läuft - dann braucht man sie nämlich
dringend, um nicht in eines der tiefen schwarzen Löcher
hinein zu fallen, die hin und wieder vor Dir auftauchen!
Dass es uns gut tut, so zu handeln,
dass andere Menschen Nutzen und keinen Schaden davon haben, ist
keine originelle Erkenntnis - alle Wertesysteme, christlich,
sozialistisch oder was auch immer, orientieren Dich auf soziales
Handeln; ganz pragmatisch betrachtet nutzt es Dir ja auch selbst,
weil Du wahrscheinlich eher positive Reaktionen zurück bekommst.
Ich verstehe mich als 'Zoon Politicon'
- als gesellschaftliches Lebewesen, gesellschaftliches und politisches
Handeln ist für mich seit meiner Schulzeit selbstverständlich.
Sich und Andere jetzt und für die Zukunft vor Schaden bewahren
wollen, heisst: politisch handeln, politisch aktiv sein - heisst:
aktiv links sein! |
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